Neuzugang im Tierpark Oberwald: Kein Wolpertinger, sondern ein Sibirisches Moschustier
Das 2024 im Zoo Leipzig geborene Tier sieht jetzt schon reichlich skurril aus mit seinen unterschiedlich langen Beinen und den auffälligen Ohren. Wenn es etwas älter wird, wachsen dem männlichen Moschustier die oberen Eckzähne hauerartig aus dem Maul heraus. Dann sieht es fast wie ein Fabelwesen aus. Moschustiere gehören zu einer eigenständigen Familie innerhalb der Paarhufer. Sie nehmen eine Mittelstellung zwischen den Hirschferkeln und den Hirschen ein.
Das Sibirische Moschustier ist ursprünglich in Sibirien und dem nördlichen Fernen Osten Asiens verbreitet. Die Art wird heftig bejagt, da die Substanz der Moschusdrüse männlicher Tiere, der sogenannte Moschus, ein sehr begehrter Rohstoff ist. Moschus wird zur Herstellung von Parfüms sowie auch in der traditionellen Chinesischen Medizin eingesetzt. Die Weltnaturschutzunion stuft das Sibirische Moschustier auf der IUCN Red List of Threatened Species als „gefährdet“ ein. In Zoos ist die Art eine absolute Rarität und wird neben Karlsruhe nur in vier weiteren Einrichtungen Europas gehalten.
„Für eine Menge von 400 bis 450 Kilogramm illegal gehandeltem Moschus in Russland in den Jahren 1999 und 2000 mussten etwa 17.000 bis 20.000 männliche Moschustiere sterben. Bei der Jagd mit Schusswaffen und Schlingen werden auch weibliche und junge Moschustiere getötet, so dass drei bis fünf Tiere sterben, bevor ein männliches Tier mit einer zum Verkauf geeigneten, ausreichend großen Moschusdrüse erlegt wird“, erläutert der WWF auf seiner Internetseite.
„Ein Traum ist für uns in Erfüllung gegangen, dass wir diese Art nun hier pflegen können“ freut sich Zootierarzt Dr. Marco Roller. Es sei alles andere als selbstverständlich, an Nachzuchttiere dieser Art aus dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm zu kommen. Roller ist auch Kurator für den Tierpark Oberwald, der Dependance des Zoos mitten im Wald. Dieser wird immer weiter zu einem Artenschutz-Zentrum umgebaut. Dort ist das Muschustier jetzt auch zu sehen.
„Die Bestände der Art gehen in der Natur massiv zurück, durch Wilderei und den illegalen Handel mit Moschus. Mit der Haltung bei uns möchten wir auf diese Art und ihre Bedrohung aufmerksam machen“, sagt Roller.