Luchskuder Martin im Nordschwarzwald ausgewildert
Ein weiterer Luchs ist heute Vormittag im Nordschwarzwald ausgewildert worden. Mit dem etwa einjährigen männlichen Tier, das im Tiergarten Nürnberg geboren wurde, ist das Projekt zur Bestandsstützung der Art in Baden-Württemberg fortgesetzt worden. Zuvor war der Kuder, wie die Männchen genannt werden, mehrere Monate im Koordinationsgehege in Karlsruhe untergebracht. Dies dient der Vorbereitung für ein Leben in der Wildnis. Gebaut wurde es im Tierpark Oberwald, der Dependance des Karlsruher Zoos, fernab der Besucherwege.
„Das Projekt der Bestandsstützung in Baden-Württemberg trägt dazu bei, den Tieren eine dauerhafte Rückkehr in ihren angestammten Lebensraum zu ermöglichen. Auswilderungen von gesunden, sorgfältig ausgewählten und vorbereiteten Luchsen sind dafür unverzichtbar. Luchs Martin kann dazu beitragen, dass diese faszinierende Tierart den Schwarzwald wie einst wieder dauerhaft besiedelt“, sagt der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL.
Bereits Ende 2024 hat das Projektteam um Leiterin Eva Klebelsberg von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) Luchskatze Verena und Luchskuder Reinhold im Nordschwarzwald ausgewildert. „Beide Tiere haben sich sehr gut im Gebiet etabliert“, so die Biologin. „Mit Martin folgt nun ein Luchs, der sich genetisch bestens eignet, um den Luchsbestand im Schwarzwald und in angrenzenden Vorkommen zu bereichern.“
Kuder Martin kam im Juni 2024 in Nürnberg zur Welt. Seit Anfang März lebte er im Koordinationsgehege. Finanzielle Unterstützung des WWF Deutschland und der Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe hatten den Bau des in Baden-Württemberg einzigartigen Geheges ermöglicht.
„Es ist ein besonders emotionaler Augenblick für mich“, betont Zoodirektor Dr. Matthias Reinschmidt. „Das Tier hat einige Monate bei uns im Koordinationsgehege gelebt und wurde auf die Auswilderung vorbereitet. Jetzt ist er im Schwarzwald und soll dazu beitragen, dass der Luchs bei uns in der Natur wieder eine Zukunft hat. Das ist bewegend.“
Karlsruhe und Nürnberg beteiligen sich am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) der EAZA – the European Association of Zoos and Aquaria für den Karpatenluchs. Das Programm zielt darauf ab, eine genetisch vielfältige Population des Luchses in Menschenobhut zu erhalten. Zusätzlich erfüllen die beiden Zoos weitere Voraussetzungen, Luchse aus diesem Programm auch für Auswilderungen zur Verfügung stellen zu können.
Für die Unterstützung des Luchsbestands und die notwendige Akzeptanz in Baden-Württemberg arbeiten unter anderem die Landesregierung, wissenschaftliche Einrichtungen wie die FVA, der WWF Deutschland, der Zoo Karlsruhe, der auch mit seinen beiden Tierärzten das Projekt unterstützt, der Landesjagdverband Baden-Württemberg e.V. und die Luchsinitiative Baden-Württemberg eng zusammen.